Archiv der Kategorie: Katzenklo

Endlich: Tattoo-Verbot für Tiere

Zahlreiche Medien haben jetzt gemeldet, dass im US-Bundesstaat New York ein Tätowierungsverbot für Tiere in drei Monaten in Kraft treten soll. Gouverneur Andrew Cuomo begründete die neue gesetzliche Regelung kurz und bündig: »Es ist Tierquälerei, so einfach ist das.« Verboten werden demnach Tottoos und Piercings »für Katzen, Hunde und alle anderen Haustiere zu ausschließlich kosmetischen Zwecken oder zur Freude des Besitzers«. Lediglich Identifizierungmarken seien noch gestattet. Wer gegen das neue Gesetz verstößt muss mit einer Geldstrafe von bis zu 250 US-Dollar oder bis zu 15 Tagen Haft rechnen. Diese Regelung sollte weltweit Schule machen, damit uns solche Bilder zukünftig erspart bleiben:

Shinx

Siehe hierzu auch diesen Beitrag: https://katerpaul.wordpress.com/2012/01/14/uber-menschen-die-ihre-katzen-tatowieren-lassen/

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Darf man Katzen essen?

Schon die Fragestellung wird vermutlich viele Gemüter erhitzen. Die Antworten, die darauf gegeben werden müssen, noch mehr. Aber der Reihe nach. Dass der Verzehr von Katzen in weiten Teilen Südchinas sowie in Vietnam und Korea üblich (und erlaubt) ist, darf als allgemein bekannt vorausgesetzt werden. Als vor über einem Jahr durch die Weltpresse ging, dass der chinesische Milliardär Long Liyuan nach dem Genuss eines Katzen-Eintopfs, der in Kanton als Delikatesse (!) gilt, verstorben war, wurde dieses unappetitliche Thema breit diskutiert. Hier auf diesem Blog habe ich darüber berichtet: https://katerpaul.wordpress.com/2012/01/05/milliardar-krepiert-nach-einem-katzen-eintopf/

Nun liegen die genannten Länder weit weg und langsam rührt sich auch dort der Widerstand gegen den Verzehr von Katzen und Hunden, deren Haltung als Haustier sich immer mehr verbreitet. In unseren Breitengraden aber, werden die meisten nun denken, ist das überhaupt kein Thema. Weit gefehlt! Im Februar 2010 löste der in Italien sehr prominente TV-Koch Beppe Bigazzi einen handfesten Skandal aus, als er in der Sendung Prova del cuoco (Die Kochprüfung) ein Rezept mit Katzenfleisch vorstellte und dazu sagte, er habe diese Speise mehrfach probiert und sei begeistert von dem Ergebnis. Der Fernsehsender Rai Uno suspendierte den Fernsehkoch nach landesweiten Protesten zwar umgehend, aber das Berlusconi-Blatt Il Giornale diffamierte die Tierschützer daraufhin als »Friedensarmee, kämpferischer als ein Trupp CIA-Killer.« Und der Enologe und Weinpromoter Fausto Maculan sprang seinem Freund Bigazzi mit dieser Bemerkung bei: »Ich stehe zu Bigazzi und werde bei der ersten Gelegenheit Katzenfleisch essen. Ich bin überzeugt, dass es exquisit schmeckt.« Im venezianischen Dialekt existiert sogar der Spottname Mangiagatti (Katzenfresser) für die Landsleute, bei denen heute noch Katzen im Kochtopf landen.

Nicht nur räumlich näher als Italien liegt uns die Schweiz. Und dort ist der Verzehr von Katzen sogar ausdrücklich gestattet. Als im letzten Jahr durch die Presse ging, dass es beispielsweise in den ländlichen Regionen der Kantone Jura und Tessin immer noch üblich ist, Katzen zu essen, erkärte der Präsident des Schweizer Tierschutzverbandes Heinz Lienhard dem Online-Medium Blick.ch: »Es ist nicht verboten, sein eigenes Tier zu essen. Anders ist es beim Handel. Der Metzger darf dieses Fleisch nicht verkaufen.« Katzenesser verstoßen in der Schweiz also nicht gegen das Gesetz. Die Regierung in Bern ist vom Verein Europäischer Tier- und Naturschutz zwar aufgefordert worden, »zum Schutz von Katzen und Hunden endlich deren Verzehr zu verbieten«, aber bis auf den heutigen Tag untätig geblieben. »Offenbar tut man sich schwer, eine ländliche Tradition zu verbieten«, vermutet Blick.ch, »die jetzt wieder auflebt.«

Und wie sieht die rechtliche Situation in Deutschland aus? Als Mitglied der Europäischen Union ist Deutschland an die Verordnung 853/2004 des Europäischen Parlaments und des Rates gebunden. Darin wird bestimmt, was (zum Verzehr zugelassenes) Fleisch im juristischen Sinn überhaupt ist. Katze und Hund zählen eindeutig nicht dazu. Die Umsetzung dieser europäischen Richtlinie in nationales Recht wird bei uns in der sogenannten Tier-LMHV geregelt. In deren § 2 wird »schlachten« als »Töten von Huftieren, Geflügel, Hasentieren oder Zuchtlaufvögeln durch Blutentzug« definiert. Auch hier tauchen Katzen nicht auf. Man darf Katzen nach deutschem Recht also weder schlachten, noch Fleisch aus Ihnen gewinnen. Auch nicht als Einzelperson mit privater Tierhaltung für den eigenen Gebrauch, wie auf einem Bauernhof in der Schweiz. Da man in Deutschland aus Katzen kein rechtkonformes Lebensmittel gewinnen darf, würde im Fall privater Schlachtung einer Katze das deutsche Tierschutzgesetz greifen, in dessen § 1 es heißt: »Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.« Dass einem Tier durch Tötung Schaden zugefügt wird, kann wohl als unbestritten gelten. Und der Verzehr einer Katze kann nicht als vernünftiger Grund für deren Tötung herhalten. Insofern darf man in Deutschland wie in vielen anderen europäischen Ländern Katzen (glücklicherweise) nicht essen.

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Noch einmal: Die Katze als Artenvernichter?

Nachdem ich hier vor einer guten Woche auf eine in der Süddeutschen Zeitung erwähnte vorgeblich neue amerikanische Studie über den Einfluß von freilaufenden Hauskatzen auf die Tierwelt hingewiesen und diese kritisiert habe (https://katerpaul.wordpress.com/2013/02/01/die-katze-als-artenvernichter-und-umweltgefahrdender-schadling/), haben zahlreiche Medien (Der Spiegel, Die Welt usw.) nachgelegt und ihrerseits unter ziemlich blutrünstigen Schlagzeilen über diese Studie berichtet. Es gibt aber auch ausgewogene Stellungnsahmen, wie auf diesem Blog, den ich zur weiteren Lektüre dringend empfehle: http://www.citypets.de/stories-katze-hund/reportagen/553-hauskatzen-und-artenschutz.html

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Die Katze als Artenvernichter und umweltgefährdender Schädling

Die Süddeutsche Zeitung berichtet in ihrer Ausgabe vom 31. Januar 2013 von einer neuen Studie über den Einfluss freilaufender Hauskatzen auf die Tierwelt in den Vereinigten Staaten (The impact of free-ranging domestic cats on wildlife of the United States), die in diesen Tagen im Online-Magazin Nature Communications veröffentlicht worden ist.

Nach dieser Untersuchung mit dem Anspruch auf Wissenschaftlichkeit töten die schätzungsweise 84 Millionen freilaufenden Hauskatzen in den USA jährlich bis zu 3,7 Milliarden Vögel und 20,7 Milliarden Säugetiere, sie haben ferner zur Ausrottung von 33 Arten mindestens beigetragen und sind somit eine »größere Gefahr für die Artenvielfalt als landwirtschaftliche Pestizide oder die Zerstörung der natürlichen Lebensräume durch den Menschen« – so die Autoren der Studie.

Das klingt auf den ersten Blick hochdramatisch. Bei näherer Betrachtung erweisen sich die in der Studie enthaltenen Zahlen, Analysen und Bewertungen allerdings als ziemlich fragwürdig. Aber der Reihe nach.

Im Internet ist lediglich eine kurze Zusammenfassung der Studie frei zugänglich. (Der ganze Artikel in Nature Communications ist nur für 30 € einsehbar.) Und schon dieses Abstract räumt ein, dass es auch 1,4 Milliarden Vögel sein könnten, die jährlich Katzen zum Opfer fallen. Wenn wir einmal kurz nachrechnen, würde also jede amerikanische Hauskatze pro Monat mindestens 1,6 Vögel töten. Selbst das klingt viel. Wenn man sich aber vor Augen hält, dass Katzen in aller Regel nur kranke oder schwache Vögel in die Krallen kriegen, relativiert sich der Schrecken dieser Zahlen schon sehr erheblich.

Auch bei den Säugetieren, die von Katzen getötet werden, schwanken die in der Studie angegebenen Zahlen erheblich: es sollen zwischen 6,9 und 20,7 Milliarden im Jahr sein. Aber, bitteschön, von welchen Säugetiere reden wir denn hier? Es sind zu etwa 90% Ratten und Mäuse, das haben jedenfalls andere Studien über den Mageninhalt (durch den Straßenverkehr!) getöteter Katzen ergeben. Und Hallo! Haben wir Menschen uns nicht vor über 5000 Jahren mit den Katzen angefreundet, damit sie Ratten und Mäuse töten? Und zwar möglichst viele von diesen Futterschädlingen, die überdies ansteckende Krankheiten verbreitet haben (beispielsweise die Pest) und immer noch verbreiten? In einem gebe ich der Studie Recht: die Katze ist und bleibt ein Raubtier, auch unsere Hauskatze. Wäre sie es nicht, sähe die Ratten- und Mäusepopulation (selbst heute) ganz anders aus. Der renommierte Verhaltensforscher Paul Leyhausen hat einmal errechnet, dass eine freilaufende Bauernkatze pro Jahr durchschnittlich etwa 5.000 Mäuse tötet. Da liegen die freilaufenden amerikanischen Hauskatzen also noch weit unter dem Durchschnitt!

Besonders ärgerlich an dieser sogenannten Studie sind aber nicht die in ihr enthaltenen Zahlen, sondern der behauptete, angeblich artenvernichtende Einfluss der Katze auf die Tierwelt. Und die oben schon zitierte Bewertung, wonach die Katze eine »größere Gefahr für die Artenvielfalt [ist] als landwirtschaftliche Pestizide oder die Zerstörung der natürlichen Lebensräume durch den Menschen«. Auch über diese Aussage kann man nur den Kopf schütteln. An der Vernichtung von 33 Arten soll die Katze also zumindest beteiligt gewesen sein. Das ist ja empörend, höre ich nun viele aufschreien. Aber haben die Autoren der Studie wirklich aus den Augen verloren, dass nach dem Bericht der Vereinten Nationen zur Artenvielfalt (Quelle: Wikipedia, Stichwort »Aussterben«) derzeit bis zu 130 Tierarten täglich aussterben? Und dafür werden diese vier Faktoren verantwortlich gemacht:

  • die Art der Landnutzung (Land- und Forstwirtschaft) mit ihrem rasanten Flächenverbrauch und der damit einhergehenden Waldvernichtung und Bodendegeneration
  • der aktuelle Klimawandel
  • die Chemisierung unserer Umwelt und der Landwirtschaft
  • und schließlich die so genannten invasiven Arten, welche einheimische Arten verdrängen. – Zu denen aber Katzen ausdrücklich nicht zählen.

Selbstverständlich steht in diesem Bericht kein Wort von der Katze als Bedrohung der Umwelt und der Artenvielfalt. Aber eine ganze Menge über den Menschen …

Es wäre eine spannende Aufgabe, einmal zu recherchieren, wer diese neue Studie finanziert hat. (Die im übrigen nicht auf eigenen Erhebungen basiert, sondern lediglich andere Studien ausgewertet haben will.) Ich vermute dahinter ein Institut, das der amerikanischen Land- und Forstwirtschaft nahe steht. Aber dazu müsste man erst einmal 30 Euro ausgeben, um die ganze Studie lesen zu können. Und diese 30 Euro sind mir – ehrlich gesagt – dafür zu schade.

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Die fliegende Helikopter Katze des Bart Jansen

© Copyright AFP/ANP

 

Der mit Einzelausstellungen bisher außerhalb der Niederlande nicht in Erscheinung getretene und weder in der deutschen noch in der niederländischen Wikipedia verzeichnete Künstler Bart Jansen hat medial in den letzten Tagen international durch eine umstrittene Installation Aufsehen erregt. Er nutzte seine (nach eigener Aussage) bei einem Autounfall ums Leben gekommenen Katze, um aus ihrem Fell einen flugfähigen Helikopter mit vier Rotoren zu bauen. Nähere Informationen dazu hat Spiegel-online am 4. Juni 2012 veröffentlicht:

»Der niederländische Künstler Bart Jansen hat eine etwas ungewöhnliche Art, seiner toten Hauskatze die letzte Ehre zu erweisen: Aus dem abgezogenen Fell des Tieres konstruierte er einen Helikopter. Genauer gesagt einen Quadrocopter. An jede der vier ausgestreckten Pfoten des Katers montierte der Modellflugpilot Arjen Beltman in seinem Auftrag einen Rotor, das Ganze ist auf einem Gestell aus Plastik montiert. ›Respektvoll‹ gegenüber seiner toten Katze sei das, heißt es im Begleittext zu einem Video. Das Tier mit dem Namen Orville Wright – in Anlehnung an einen der beiden Wright-Brüder – sei von einem Auto überfahren worden, und nun sei es ›halb Katze, halb Maschine‹. Zu Lebzeiten war Orville verrückt nach Vögeln, künftig soll er mit ihnen fliegen können. Orvillecopter nennt Jansen sein Kater-Kunstwerk. Die Meinungen über den fliegenden Kater gehen auseinander. Unter dem YouTube-Video des ersten Testflugs kommentierte ein Nutzer namens JoergDD2DX: ›Ausgestopfte Katze … Bart, du bist einfach nur pervers, aber kein Künstler!‹ Auch anderswo wird geschimpft. In einem Forum für Modellhubschrauber schreibt ein User namens Crizz: ›Ich weiß nicht, was der sich eingeworfen hat, aber irgendwo hörts auch mal auf. Vielleicht sieht man als nächstes den Piloten selber zum Quad umgebaut … ‹ Auf einer ähnlichen Plattform kann ein User diese Aufregung nicht verstehen. ›So leid es mir auch tut, ich seh da jetzt nichts so abartiges. Die Katze war tot und wäre somit sowieso entsorgt worden. So hat sie wenigstens einen letzten Sinn‹, schreibt er. Auf Twitter resümiert User AndiH gelassen: ›Bevor da kein ausgestopfter Blauwal als Quadrocopter fliegt, ist das doch alles Killefitz.‹ Tatsächlich ist die Kunst mit toten Tieren nichts Neues. Für Faszination und Empörung sorgte schon die Künstlerin Iris Schieferstein; der Fotokünstler Magnus Mohr schuf Werke aus getrockneten toten Fliegen. Der fliegende Orville ist nun im Rahmen einer Kunstausstellung in der St. Art Gallery in Amsterdam zu sehen. Als nächstes soll der Orvillecopter einen stärkeren Antrieb bekommen.«

Hier das Video der fliegenden Katze mit einem Interview des Bart Jansen:

Soweit also der skurrile Sachstand, der viele Fragen aufwirft. Zunächst einmal auf dem Feld der Kunst. Kunst mit toten Tieren ist, wie der Spiegel zu Recht anmerkt, nicht neu. Da wären dann noch ergänzend die Kunstobjekte von Damien Hirst zu ergänzen: beispielsweise sein in Formaldehyd eingelegter Tigerhai mit dem Titel The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living (Die physische Unmöglichkeit des Todes in der Vorstellung eines Lebenden) aus dem Jahr 1991. Insofern ist der Orvillecopter unter kunstgeschichtlichen Aspekten wohl lediglich als epigonal zu bewerten. Aber das hilft bei der Bewertung des Orvillecopter nicht viel weiter.

Machen wir also einen kleinen Umweg: Wer das Lenin-Mausuleum in Moskau besucht hat und an dem im Halbdunkel präsentierten, einbalsamierten Leichnam des russischen Revolutionäres vorbeidefiliert ist, kann sich kaum eines gewissen Schauderns erwehren. Zumal bekannt ist, dass die Einbalsamierung und öffentliche Präsentation des Leichnams nicht Lenins Idee, sondern die des damaligen Politbüros war. Übrigens gegen den Willen seiner Witwe. (Da Lenin selbst von diesem Plan nichts wissen konnte, konnte er sich auch nicht dafür oder dagegen aussprechen.) Bis heute werden immer wieder Stimmen laut, dem Leichnam Lenins endlich seine letzte Ruhe zukommen zu lassen. Ich denke es gehört zum archetypischen Inventar der Menschheit, den Verstorbenen ihre letzte Ruhe zu gewähren, einen Leichnam nicht gegen den Willen des Verstorbenen für irgendwelche Zwecke zu nutzen. Leichenschändungen (wie vor einiger Zeit in Afghanistan) provozieren deshalb auch einen weltweiten Aufschrei.

Tiere können nun einmal in Bezug auf die Verwendung (und Verwertung) ihres Leichnams nicht befragt werden. Insofern bin ich der Meinung, dass es pietätlos ist, den Leichnam von Haustieren (bleiben wir der Einfachheit halber bei diesem Beispiel) in ein sogenanntes Kunstwerk zu verwandeln und dieses dann auch noch auf dem Markt anzubieten – im Falle des Orvillecopter immerhin für 12.000,- Euro. Den Leichnam eines geliebten Haustieres in Bargeld umzumünzen, hat einen für mich jedenfalls schrecklichen Beigeschmack.

Noch ein Gedanke: Es mag ja sein, dass der Kater zu Lebzeiten tatsächlich auf den ungewöhnlichen Namen Orville hörte. Angesichts der späteren Verwendung seines Leichnams als Flugobjekt erscheint dies aber als sehr merkwürdiger Zufall. Es sei denn, der Künstler hat schon zu Lebzeiten des Katers daran gedacht, ihn nach seinem Tod in das entsprechende Kunstobjekt zu verwandeln. Aber das ist natürlich reine Spekulation.

Es bleiben also einige Fragen offen und viele kontroverse Diskussionen. Und plötzlich ist ein Name in der Welt, den vorher niemand kannte. Aber vielleicht wollte Bart Jansen ja genau das bezwecken.

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Wenn Menschen Gott spielen

In der ersten Druckausgabe des bisherigen online-Magazins Pfotenhieb findet sich ein sehr lesenswerter Artikel über die Zucht von Wildkatzenhyriden. Lesenswert deshalb, weil er sich für ein Katzenmagazin außergewöhnlich kritisch mit der planvollen Kreuzung von Haus- mit Wildkatzen auseinandersetzt.

Wovon ist hier die Rede? Auf der Suche nach immer neuen Zuchtsensationen sind Katzenzüchter vor einiger Zeit auf die Idee gekommen, Hauskatzen mit Wildkatzen zu verpaaren, um sogenannte Wildkatzenhybriden zu schaffen. Die Bengal (Kreuzung der wilden südostasiatischen Bengal- oder Tigerkatze mit Hauskatzen) oder die Savannah (Kreuzung des afrikanischen Servals mit einer Hauskatze) sind beispielsweise längst von vielen Katzenzuchtverbänden als eigenständige Rassen anerkannt.

In jüngster Zeit plante ein deutsch-österreichisches Zuchtprojekt die Kreuzung aus dem afroasiatischen, wilden Karakal mit einer Maine Coon-Katze. Karakat (oder Caracat) ist der Name dieser absurden Schöpfung. Man sollte sich in diesem Zusammenhang einmal dieses faszinierende Video über das Jagdverhalten des Karakal anschauen:

Pfotenhieb beschreibt in dem oben erwähnten Artikel sehr ausführlich die Gefahren dieser (und anderer) Hybridenzucht: Durch den Größenunterschied der verschiedenen Arten kann das Austragen eines Hybriden leicht zum Tod der kleineren Mutterkatze kommen. Die unterschiedliche Tragedauer der an der Zucht beteilgten, verschiedenen Arten kann zu einem unreif geborenen Hybridenkitten ohne Saugreflex führen. Wissenschaftlich bewiesen sei ferner die häufig vorkommene Sterilität der Nachkommen. Und außerdem kann das genetisch vorhandene Wildkatzenwesen auch von inzwischen gezähmten Elterntieren weitervererbt werden. Warum, so fragt man sich, kommen also Menschen auf die Idee, so unterschiedliche Arten miteinander zu verpaaren?

Der Kommentar zu einem ganz anders gearteten Zuchterfolg in der Welt vom 2. Dezember 1998 gibt darauf eine Antwort: »Eine Züchterin aus Hessen hatte damit geworben, taube Katzen zu verkaufen. Diese seien geduldiger im Umgang mit Kindern. Das Amtsgericht Kassel verurteilte sie wegen einer vorsätzlichen Qualzucht zu 500 Mark Geldbuße. Tiere sind dem Menschen gleichwertige göttliche Geschöpfe, befand einst der heilige Franz von Assisi, der Schutzpatron der Tiere. Doch seit der Mensch begann, wilde Tiere zu zähmen, hat er den Ehrgeiz, selbst Gott zu spielen und seine tierischen Hausgenossen nach seinen Vorstellungen zu formen. Dabei fasziniert ihn gerade das Extreme und Abnorme. Auf die natürlichen Bedürfnisse der Tiere wird keine Rücksicht genommen.«

Sehr ausführlich hat sich Anika Abel auf ihrem Blog Haustiger mit der Karakat-Zucht beschäftigt: http://bit.ly/A73GTG

Zum Thema Zuchtkatzen und Qualzucht sei auf drei Artikel in diesem Blog verwiesen:

https://katerpaul.wordpress.com/2012/01/20/uber-katzenzucht-13/

https://katerpaul.wordpress.com/2012/01/20/uber-katzenzucht-23/

https://katerpaul.wordpress.com/2012/01/22/uber-zuchtkatzen-33/

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Über Zuchtkatzen (3/3)

Zuchtkatzen und Hauskatzen

Die überwiegende Mehrzahl der Katzenfreunde lebt mit der ursprünglichen, sich mehr oder weniger frei selbst vermehrenden Hauskatze zusammen. Nach ungesicherten Schätzungen bilden die Hauskatzen etwa 85% der feliden Population Europas. Deren menschliche Mitbewohner verfügen erst seit Facebook über nennenswerte Netzwerke. Im Gegensatz dazu unterhalten die Besitzer von Zuchtkatzen traditionell ein weitgespanntes Netz von nationalen und internationalen Verbänden, Verbandszeitschriften, ehren- und hauptamtlich Tätigen, Satzungen, Ordnungen und Zuchtstandards, regelmäßigen Zusammenkünften, Ausstellungen und sonstigen Formen strukturierter und hierarchisierter Kommunikation. Dieser unglaublich intensive, bestenfalls nutzlose, aber für die Katze leider hauptsächlich schädliche Aufwand, der hier betrieben wird, benötigt selbstverständlich eine Legitimation. Warum soll man so viel Zeit und Geld für die Zucht oder den Kauf einer Zuchtkatze investieren, wenn sich genügend Hauskatzen schnurrend auf der Welt tummeln?

»Wozu Hauskatzen vermehren?« lautet deshalb ein beliebtes Ablenkungsmanöver unter Züchtern und in deren Verbandsmitteilungen. Beim Versuch einer Antwort dieser rhetorisch gestellten Frage verweist man gern auf die vielen herrenlosen Streuner und die Katzen, die im Tierheim auf ein neues Zuhause warten. Auf die Idee, angesichts dieser Tatsache die Frage »Wozu Zuchtkatzen vermehren?« zu stellen, kommt man in diesen Kreisen offensichtlich nicht, denn die höhere Wertigkeit der Zuchtkatze steht ihnen außer Frage. Das planmäßige Vorgehen des Züchters (das Zuchtziel), die »Reinheit« der Rasse und der Stammbaum, das Dokument dieses nicht selten inzestuösen Geschehens – dies zusammengenommen soll die Zuchtkatze weit über die Hauskatze stellen, ihre Höherwertigkeit begründen und läuft im Kern auf ein felides Kastensystem hinaus, in dem die Zuchtkatzen den Rang der Brahmanen einnehmen und die Hauskatzen die Rolle der Parias. Dies stellt in aller Regel eine Umkehrung der sozialen Wirklichkeit der Züchter dar, die ihr Katzengeschlecht gern mit Adelsprädikaten und hochtrabenden Doppelnamen zieren. Wenn Frau Henkel aus Bottrop ihre Rassefamilie schlicht »von Hohenstein-Zollernburg« nennt (was eher die Regel ddnn die Ausnahme ist), liegt der Verdacht nahe, daß hier soziale Defizite ausgeglichen werden sollen. Zu deren Kompensation wird eine Nobilitation einfach selbst vorgenommen.

In den meisten Katzenverbänden werden Hauskatzen zwar als Rasse anerkannt. Sie heißen dann entweder European, Europäisch Kurzhaar oder schlicht Hauskatze, und es existieren (wie bei den »adligen« Verwandten) Standards zur ihrer Bewertung. Erwachsene Tiere sollten aber möglichst kastriert werden, denn »die Hauskatze soll kein Rassemischling sein«, wie es im Standard der World Cat Federation mit Hauptsitz in Essen heißt. Allerdings scheint es mit der Zucht der Hauskatze nicht weit her zu sein, sie ist »praktisch zum Erliegen gekommen« bedauert eine Fachzeitschrift. (Was niemanden ernsthaft wundert, wenn man gleichzeitig dazu auffordert, erwachsene Tiere zu kastrieren!) Und weiter im Text: »Wenn nichts für den Fortbestand typvoller Europäisch Kurzhaar-Katzen getan wird, steht es schlecht um ihre Zukunft.« Wer mit Hauskatzen zusammenlebt, kann über diese Sorge nur den Kopf schütteln. Es ist doch wohl eher als positives Signal zu werten, wenn diese Katzenverbände und ihre Züchter die Finger von der Hauskatze lassen. Die Schöpfer von tauben, zwergwüchsigen, verkrüppelten, haar- oder schwanzlosen »Rassen« sind stolz auf die kilometerlangen Stammbäume ihrer Kreaturen und auf die Urkunden, Auszeichnungen und Trophäen, die auf fragwürdigen Ausstellungen en masse ausgeteilt werden – sie sollen lieber bei ihren »Rassen« bleiben und nicht auch noch die gute alte Hauskatze verschandeln. Es ist bei der Katzenzucht leider schon genug Unheil angerichtet worden, dem endlich Einhalt geboten werden müßte.

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Über Katzenzucht (2/3)

Gespenstige Entgleisungen der modernen Katzenzucht

In dem Standardwerk eines englischen »Experten« über Zuchtkatzen wird beispielsweise die 1960 im Südwesten Englands entstandene Devon Rex mit dem »Aussehen eines elfenhaften Clowns« verglichen, wie immer man sich einen solchen vorzustellen hat. Das Problem dieser Katze mit ihrem gekräuselten Fell besteht unter anderem darin, daß ihre ebenfalls gekräuselten Schnurrhaare leicht abbrechen. Wer über die Bedeutung der Vibrissen für die Orientierungsfähigkeit der Katze informiert ist, der kann ermessen, was diesen Tieren damit angetan wird.

Zur gleichen Zeit entdeckte in Amerika die Cymric das Licht der Welt. Hierbei handelt es sich um eine langhaarige Variante der eigentlich kurzhaarigen und vor allem schwanzlosen Manx-Katze. Die Schwanzlosigkeit von Katzen, eine böse Laune der Natur, kann sich in großen Populationen gewöhnlich nicht durchsetzen. Doch in isolierten Gruppen, beispielsweise auf einer Insel, kann sich dieses Merkmal mangels »Blutauffrischung« und unter besonderen Bedingungen zum regionalen Standard entwickeln. Das ist auf der Isle of Man vermutlich schon vor dem 18. Jahrhundert geschehen. Diesen benachteiligten Geschöpfen fehlt ein wichtiges Instrument ihrer Balance und Kommunikation. Hermann Masius stellte in seinen Naturstudien 1852 dazu fest: »Der lange, schmeidige Schwanz ist kein müßiger Schnörkel. Er ist voll feinster Empfindung, gleichsam der Seele anderer Pol und eben deshalb ein so bedeutsam pantomimisches Glied.« Warum man die schwanzlose Manx seit über 100 Jahren systematisch züchtet, bleibt deshalb ein Rätsel – zumal sie extrem krankheitsanfällig ist. Ihre moderne, langhaarige Variante gefällt den Züchtern und ihren Verbänden vor allem dann, wenn ihre Beine »vorne viel kürzer als hinten« sind, weshalb ihr Gang eher einem Hoppeln oder Hüpfen gleicht denn dem Schreiten oder Schleichen der gewöhnlichen Hauskatze. Man möchte dieser Katze nicht bei der Jagd zuschauen.

Scottish Fold. Abbildung aus: Bruce Fogle, »Katzen – Die neue Enzyklopädie«, München 2002

1961 entstand in Schottland die Scottish Fold, eine Rasse, deren Eigentümlichkeit in nach vorne gefalteten Ohren, also eng am Kopf anliegenden Ohrmuscheln liegt, so als würde sie eine Badekappe aufhaben. Es ist eine Katze mit betont rundem Kopf und großen Augen, deren Aussehen eine immerwährende Kindlichkeit vorgaukelt. Während die ersten Exemplare dieser Rasse eine einfache Faltung an den Ohren aufwiesen, sind bei den heutigen Vertretern die Ohren schon dreifach eng gefaltet. Das Gehör ist eines der wichtigsten Sinne der Katze. Wie diese Deformation das Leben und Erleben sowie den Radius der Katze einschränkt, läßt sich leicht ermessen.

Sphynx, Privatfoto. Quelle: Google Bilder

In der Natur kommen sie so gut wie nie vor, und falls doch, sind sie kaum überlebensfähig: haarlose Katzen. 1978 haben Züchter in Nordamerika und Europa aus den haarlosen Nachkommen eines kanadischen Muttertieres die Sphynx gezüchtet. Genauer muß man sagen, daß diese Rasse fast haarlos ist, denn sie besitzt einen sehr dünnen Flaum. Da dessen Haarfollikel nach wie vor Talg produzieren, müssen viele Sphynx-Katzen, da sie über kein Haarkleid verfügen, das den Talg absorbieren könnte, täglich mit Fensterleder abgerieben werden. Ganz abgesehen davon ist diese »Rasse« extrem hitze- und kälteempfindlich und muss zumeist das Haus hüten – sie kann sogar einen Sonnenbrand bekommen!

Munchkin. Abbildung aus: Bruce Fogle, »Katzen – Die neue Enzyklopädie«, München 2002

Ende der 1980er bzw. Anfang der 90er Jahre entstand die Munchkin als »edle« Lang- und Kurzhaarkatze. Beide Variationen sind insofern verzwergte Katzen, als ihre Beine wesentlich verkürzt sind. Der von den Zuchtverbänden vorgeschriebene Rassestandard für die Munchkin sieht drei Größen vor: »Standard«, »Superkurz« oder »Teppichkehrer« (im Ernst!).

Känguru-Katze, Privatfoto. Quelle: Google Bilder.

Vor ein paar Jahren sorgte die sogenannte Känguruh-Katze aus Amerika für Schlagzeilen. Sie zeichnet sich durch gezüchtete, verkümmerte Vorderpfoten aus und muß sich beim Sitzen zusätzlich mit dem Schwanz abstützen, um nicht umzufallen. Wenn sich diese Katzen fortbewegen, hüpfen sie wie ein Känguruh. Die texanische Züchterin dieser armen Monstrosität, Vicky Ives Speir, warb auf ihrer (inzwischen abgeschalteten) Homepage mit dem Argument der extremen Seltenheit für ihre »mutant kitties«.

Inzestuöse Aspekte der Rassekatzenzucht

Aufschlußreich ist die Tatsache, daß man von fast allen diesen Rassen genaue Kenntnis über die ersten Mutanten, ihre Mütter und die menschlichen Besitzer hat. Auch über die weiteren Zuchtlinien ist man relativ genau informiert, was nicht wundert, denn »nur durch Inzucht konnte die Devon Rex erhalten werden«, wie der schon erwähnte, englische »Experte« feststellen mußte. Es sind ja alle modernen Rassekatzen irgendwann durch ein Stadium extremer Inzucht gegangen. Bei seltenen Rassen sind alle lebenden Tiere noch eng miteinander verwandt. Dies führt, so der berühmte Verhaltensforscher Paul Leyhausen, »immer wieder zu Nachkommen, die man nur als debil bezeichnen kann«. Die Züchter scheint es nicht weiter zu stören.

Nun wird spätestens an dieser Stelle mancher einwenden, daß es überall schwarze Schafe gibt, und das gelte wohl auch für Katzenzüchter. Ich akzeptiere diesen Einwand gern, wenn gleichzeitig eingeräumt wird, daß die Herde der Katzenzüchter von einer großen Anzahl schwarzer Schafe durchdrungen ist.

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Über Katzenzucht (1/3)

© Screenshot: blogs.catster.com

 

Die rege Diskussion über diese tätowierte Sphynx-Katze auf dem fb-Account von Kater Paul und diesem Blog (Link) hat auch zu kontroversen Meinungsäußerungen über die (Qual-)Zucht von Sphynx-Katzen geführt. Dies wiederum gibt mir Anlaß, einmal grundsätzlich zur Tierzucht im Allgemeinen und Katzenzucht im Besonderen  Stellung zu beziehen.

Die Domestikation der Nutztiere

Die Tierzucht gilt als große Kulturleistung des Menschen – jedenfalls aus der Sicht unserer Spezies. Aus der Sicht der Tiere wird diese Kulturleistung sicherlich anders bewertet werden müssen. Wie dem auch sei: Im Lauf seiner Domestikation des Tierreiches hat der Mensch zahlreiche Zuchtziele verfolgt und erreicht. Als Beschützer und Jagdhelfer dienen ihm Hunde, wichtige Fleischlieferanten sind Rinder und Schweine, Milch liefern Kühe und Ziegen, Eier erhält er von den Hühnern, Schafe versorgen ihn mit Wolle, Rinder und Elefanten sind schon lange nützliche Arbeitstiere, hervorragende Dienste leisten die Reittiere Pferd und Kamel, Fell und Leder stammen von vielen verschiedenen Tieren. Wie immer man zu dieser unvollständigen Liste der Nutzung und Verwertung der Tiere durch den Menschen stehen mag – eines läßt sich nicht bestreiten: Aus allen vorgenannten Zuchterfolgen zieht der Mensch direkten materiellen Nutzen: Nahrung, Kleidung, Arbeitserleichterung usw. usw.

Katzenzucht als junges Phänomen mit ästhetischen und sozialen Motiven

Dies kann man von der Katzenzucht nicht behaupten, die einzig und allein aus ästhetischen Motiven erfolgt. (Auf die wichtigste »Nutzfunktion« der Katze für den Menschen, ihre Jagd auf Mäuse, haben die vielen Zuchtbemühungen des Menschen nie Einfluss nehmen wollen.) Während der Mensch vor etwa 20 000 Jahren mit der planmäßigen Verpaarung von Nutztieren begonnen hat, werden Katzen erst seit knapp 150 Jahren gezüchtet. Die Katzenzucht begann im England des 19. Jahrhunderts, als aus den Kolonien zahlreiche exotische Katzen auf die Britischen Inseln kamen. Bis dahin hatte man Katzen ohne bemerkenswerten ästhetischen Gestaltungswillen in drei Gruppen eingeteilt: europäische Hauskatzen, asiatische Kurzhaarrassen und türkische Langhaarrassen. Dabei war stets klar, daß diese drei Grundtypen einer Herkunft sind: Nachfahren der vor Jahrtausenden in Ägypten domestizierten Felis lybica.

Die Urahnin aller Hauskatzen. Eine präparierte Felis lybica aus dem naturhistorischen Museum in Wien

Im Lauf der Verbreitung der Katze über den ganzen Erdball haben sich ganz unterschiedliche Varietäten entwickelt. Dabei spielten spontane Mutationen, Vermischungen mit Wildkatzenrassen und viele andere Faktoren eine Rolle – der menschliche Einfluß war immer von untergeordneter Bedeutung.

Diese Sicht der Dinge begann sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts langsam zu ändern. In dieser Zeit holten sich der Adel und das Großbürgertum in Abgrenzung zum einfachen Volk der Bauern und Kleinbürger vermehrt exotische Katzen ins Haus. Die in ihren Heimatländern ganz allgemein verbreiteten Siamesen, Kartäuser, Perser, Türkisch Angora usw. erhielten in Europa plötzlich den Status der Besonderheit, den sie ja in der Tat auch innehatten, denn diese Katzen waren selten und bis dahin auf unserem Kontinent kaum verbreitet. Entsprechend hoch war ihr Preis. Als am 13. Juli 1871 im Londoner Kristallpalast die erste Zuchtkatzenausstellung der Welt stattfand, war die Teilung der feliden Population in exotische Zuchtkatzen und angeblich miderwertige Hauskatzen bereits vollzogen. Folgerichtig hatte man auf dieser Ausstellung auch eine Klasse für Katzen der Arbeiterschaft, also Hauskatzen, eingerichtet. (Man spricht in Deutschland gern von Rasse- oder gar Edelkatzen, obwohl der Begriff Zuchtkatzen den tatsächlichen Sachverhalt zutreffender beschreibt. Denn die Begriffe Rasse- oder Edel- katzen implizieren eine höhere Wertigkeit der Tiere, obwohl sie ja lediglich durch planmäßige Verpaarung innerhalb einer Rasse und Varietät vermehrt werden.) 1887 gründete sich dann in London der weltweit erste Zuchtkatzenclub, der heute noch existierende »National Cat Club«. Dies lag im Trend der Zeit, in der man auch mit der Zucht von Ziervögeln und Zierfischen begonnen hatte. Bereits 1869 waren die ersten exotischen Zierfische (Paradiesfische) aus der chinesischen Hafenstadt Ningpo nach Europa gekommen.

(1876 zeigte man Nachzüchtungen dieser Fische auf einer Berliner Ausstellung. Anders als bei Katzen brach bei der Zucht von Zierfischen übrigens ein heftig geführter Streit aus. Eher traditionell gesinnte Freunde der Fischzucht verunglimpften die Zucht exotischer Fische als Spielerei und eitles Streben nach Effekten. Ein wirkliches Naturverständnis, so die Protagonisten dieser Anschauung, ergebe sich nur durch das Züchten einheimischer Arten. Außerdem berge der lange Transport dieser Tiere nach Europa für die Fische erhebliche Gefahren. In der Tat mußte man die Fische auf ihrer Reise durch Drahtgitter oder Netze vor den Schiffskatzen schützen, die die Exoten zum Fressen gern hatten.)

Das sprunghafte Anwachsen der Katzenzucht

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden in Europa etwa 15 verschiedene exotische Katzenrassen gezüchtet. Ein halbes Jahrhundert lang änderte sich daran nicht viel. Erst in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts begann mit der Demokratisierung des Wohlstandes und der wachsenden Beliebtheit und Ver- breitung von Katzen die Zahl der Zuchtkatzenrassen deutlich zu steigen. Zwischen 1950 und dem Ende der 70er Jahre wurden fast 30 neue Katzenrassen gezüchtet. Heute existieren mehr als 60 unterschiedliche Rassen, die zumindest von einem der vier großen Katzenweltverbände anerkannt sind. Diese Zahl ist weiterhin im Steigen begriffen.

Im Unterschied zur Nutztierzucht legt man bei der Festlegung der Standards für Zuchtkatzen aus ästhetischen Gründen einzig und allein Wert auf äußere Merkmale: Fellfarbe und -länge, Augenfarbe, Körperbau, Kopfform usw. gelten als entscheidend für die Bewertung des Zuchterfolges. Kriterien wie Intelligenz, Robustheit, Spielfreude und Überlebensfähigkeit in der Natur spielen dagegen keine Rolle, jedenfalls existieren dafür keine Bewertungskriterien.

Man muß sich einmal vor Augen halten, daß die Evolution Jahrmillionen gebraucht hat, um aus der Katze ein perfekt ausgestattetes Tier zu formen, eben dieses »Meisterwerk der Natur«, wie Leonardo da Vinci die Katze einmal bezeichnet hat. Und dass es ein paar tausend Jahre dauerte, bis sich dieses Tier zum ungemein nützlichen und von vielen geliebten Haustier entwickelt hat, dem wir zu großer Dankbarkeit verpflichtet sein sollten. Dessenungeachtet hat der Mensch in kaum 50 Jahren über 40 neue Rassen gezüchtet, deren Anerkennung oft nur kurze Zeit auf sich warten ließ. Dieser Eingriff in die Natur hat, gepaart mit den skurrilen Geschmacksvorstellungen mancher Züchter, die absonderlichsten Ergebnisse getätigt, vor allem ab 1960.

Morgen hier auf diesem Blog: Entgleisungen der modernen Katzenzucht

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Über Menschen, die ihre Katzen tätowieren lassen

© Screenshot: blogs.catster.com

 

Das ist eindeutig ein Artikel für meine Kategorie Katzenklo. Vor allem bei reichen Russen, so berichtet Rosenheim24.de, ist es in Mode gekommen, Katzen tätowieren zu lassen. Wenn sich diese gräßliche Tierquälerei weiter verbreitet, wird die Nachfrage nach nackten Sphinx-Katzen, deren Zucht auch schon ein Verbrechen ist, weiter steigen. Man sollte Tierärzten, die Katzen unter stundenlanger Betäubung tätowieren, ihre Approbation entziehen.

Dank an Ryan Der Kater, der in Facebook auf diese Grausamkeit aufmerksam gemacht hat.

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