Archiv der Kategorie: Literarische Brekkies

T.S. Eliot und »Cats«

T.S. Eliot 1958 in London, © by Larry Burrows

T.S. Eliot (16.9. 1888-4.1.1965) war ein amerikanisch-englischer Dichter, Herausgeber und Verleger, dessen Lyrik die anglo-amerikanische Literatur des 20. Jahrhunderts stark beeinflußt hat. Er wurde 1948 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. 1939 erschien sein Old Possum’s Book of Practical Cats (deutsch: Old Possums Katzenbuch, 1952) im Londoner Verlag Faber & Faber, dessen Direktor er war. T.S. Eliot wurde von Freunden Old Possum genannt und sein Book of Practical Cats ist das bedeutendste und skurrilste lyrische Werk der Katzenweltliteratur. Eine besonders sorgfältige Edition der Gedichte ist 1977 in der Bibliothek Suhrkamp mit Zeichnungen von Edward Gorey und in Übersetzungen von Erich Kästner, Peter Suhrkamp, Siegfried Unseld, Carl Zuckmayer u. a. erschienen. Das Old Possum’s Book of Practical Cats lieferte die literarische Vorlage für das erfolgreichste Musical der Welt: Cats.

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Vormerken: Zweite Berliner Katzen-Krimi-Nacht

Im Rahmen der vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels Landesverband Berlin-Brandenburg vom 19.-28. November 2011 durchgeführten Lesereihe STADT | LAND | BUCH wird (an einem noch nicht festgelegten Tag, nähere Infos dazu später) die zweite Berliner Katzen-Krimi-Nacht unter dem Motto Mörderische Katzengeschichten veranstaltet. Zu diesem Anlaß wird sogar ein Hörbuch erscheinen! Wo? Wann? Was? Wie? Geduld … es wird rechtzeitig vorher hier, auf Facebook, Twitter usw. darauf hingewiesen werden.

Kater Paul (*15. Januar 1993 | † 18. März 2011) – der Initiator der ersten Berliner Katzen-Krimi-Nacht am 25. November 2010

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Christa Reinig und ihr Kater Kolumbus

Herkules und der Löwe, 1792, nach einer Skizze von Johann Gottfried Schadow

Die Ostberliner Schriftstellerin und Katzenfreundin Christa Reinig fuhr am 12. August 1961 auf Freundesbesuch in den Westteil der Stadt, wo sie auch übernachtete. Am folgenden Tag erfuhr sie, daß Westberlin hermetisch abgeriegelt war. Sie würde, wenn sie nach Ostberlin zurückkehre, ihre Freunde im Westen vermutlich nie mehr besuchen können. »Ich schlug alle Bitten, Mahnungen, Warnungen, alle Einladungen und Hilfsangebote in den Wind und sagte: ›Ich muß Kolumbus füttern‹, ging in den Osten zurück und ließ mich einmauern.« Ihr Kater Kolumbus starb sechs Monate später. Christa Reinig trug ihn in den Köllnischen Park und begrub ihn unter der Monumentalplastik »Herkules und der Löwe«. »So bekam er das größte Katzendenkmal der Welt«, schrieb die Autorin 1975.

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Axel Eggebrecht: »Katzen«

Zeichnung von B.F. Dolbin aus der Erstausgabe von 1927

Das Wort Katze dringt in dein Gehörzentrum. Was für ein Bildüberfall geschieht da? Was fühlst du noch vor dem ersten Gedanken? Wie sieht die Katze in der platonischen Idee aus? Etwa grau, schwarz oder gefleckt? Nein, es ist da etwas Rundes, Weiches, Geschmeidiges. Denn dies ist kein Tier der Farbe. Alles Wesentliche an ihr ist Form. Eine herrliche, amoralische Leere liegt in ihren Augen, sie sind eisig, von beruhigend vollkommener Kreisrundung oder abgemessenem Oval. In diesem geschlossenen Körper drängt kein Knochen sich bis zur Bemerkbarkeit vor, er ist höhlenlos gerundet, so ungotisch wie möglich … Und dieser Körper, rätsellos und rätselhaft glatt zugleich, gehört dem abgründigsten unserer Tiere, in dessen unverständliche Seele wir nicht eindringen. Wir selbst sind verkrümmt vor schlechtem Gewissen. Die Tiere um uns verkümmern unter dem unnatürlichen Zwang unserer sittlichen Vorschriften. Die Katze blieb als letzte, göttliche Inkarnation der Morallosigkeit, sie gehorcht nicht, sie hält nicht viel von Treue, der Fleiß ist für sie noch nicht erfunden –

Wie uns auch ihre rätselhaft vertraute Fremdheit anzieht – für uns verlorene Tiere bleibt das heißeste Geschöpf ein kühler Gefährte. Schau ihr in die Augen: Kühl wägend begegnen sie unserer Anschmiegsamkeit, wir kommen mit allem Streicheln und Zärteln doch nie in den wirklichen Genuß ihres weichen Körpers. Angstvoll wie in unergründliches Wasser starren wir in den Spiegel unserer  Verlassenheit und frieren.

© by Arche Verlag

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Lewis Carroll: Alice im Wunderland

Hier die Passagen, in denen die Cheshire-Katze eine wichtige Rolle spielt:

1

Alice und die Cheshire-Katze im Haus der Herzogin (Kapitel VI: Ferkel und Pfeffer)

Die beiden einzigen Wesen in der Küche, die nicht niesten, waren die Köchin und eine große Katze, die am Herd lag und über’s ganze Gesicht griente.

»Ach, bitte, würden Sie mir verraten«, sprach Alice, ein wenig schüchtern, denn sie war sich nicht ganz sicher, ob es sich für sie schickte, ungefragt zu sprechen, »weshalb Ihre Katze so grient?«

»Sie ist aus Cheshire und stammt vom Honigkuchenpferd ab«, sprach die Herzogin, »deshalb Du Ferkel!«

»Ich wußte nicht, daß Cheshire-Katzen ständig grienen; Tatsache, ich wußte nicht einmal, daß Katzen überhaupt grienen können

»Alle können sie’s«, sprach die Herzogin; »und die meisten tun’s auch.«

»Also, ich kenn’ keine, die das tut«, sprach Alice sehr höflich und recht zufrieden darüber, ins Gespräch gekommen zu sein.

»Du weißt nicht sehr viel«, sprach die Herzogin; »und das ist eine Tatsache.«

2

Alice trifft die Cheshire-Katze im Wald wieder (Kapitel VI:Ferkel und Pfeffer)

Und sie [Alice] fing an, der Reihe nach an andere Kinder zu denken, … als sie ein bißchen erschraküber die Cheshire-Katze, die einige Schritt weit entfernt auf einem Ast saß.

Die Katze griente nur, als sie Alice erblickte. Das Tier sah gutmütig aus, dachte sie: trotzdem hatte es sehr lange Krallen und ganz viele Zähne, deshalb fand sie, es sollte besser mit Respekt behandelt werden.

»Cheshire-Pussi«, begann sie zaghaft, da sie überhaupt keine Ahnung hatte, ob sie wohl eine solche Anrede mögen würde: jedoch die Katze griente nur noch etwas breiter. »Hach, so weit gefällt ihr das«, dachte Alice und sie fuhr fort. »Würdest du mir sagen, bitte, welchen Weg ich von hier aus einschlagen soll?«

»Das hängt zu einem guten Teil davon ab, wo du hin möchtest«, sprach die Katze.

»Das ist mir ziemlich gleich … «, sprach Alice.

»Dann ist es gleich, welchen Weg du einschlägst«, sprach die Katze.

» … solange ich nur irgendwo hin komme«, fügte Alice erklärend hinzu.

»Oh, das wirst du ganz sicher«, sprach die Katze, »wenn du nur lange genug gehst.«

Alice fand, daß das nicht bestritten werden konnte, deshalb versuchte sie es mit einer anderen Frage.

3

Die Cheshire-Katze verschwindet durch Verschwinden (KapitelVI: Ferkel und Pfeffer)

»Was für Art Leute wohnen hier in der Nähe?!«

»In der Richtung,« sagte die Katze, die rechte Pfote schwenkend, »wohnt ein Hutmacher, und in jener Richtung,« die andere Pfote schwenkend, »wohnt ein Faselhase. Besuche welchen du willst: sie sind beide toll.«

»Aber ich mag nicht zu tollen Leuten gehen,« bemerkte Alice.

»Oh, das kannst du nicht ändern,« sagte die Katze: »wir sind alle toll hier. Ich bin toll. Du bist toll.«

»Woher weißt du, daß ich toll bin?« fragte Alice.

»Du mußt es sein,« sagte die Katze, »sonst wärest du nicht hergekommen.«

Alice fand durchaus nicht, daß das ein Beweis sei; sie fragte jedoch weiter: »Und woher weißt du, daß du toll bist?«

»Zu allererst,« sagte die Katze, »ein Hund ist nicht toll. Das giebst du zu?«

»Zugestanden!« sagte Alice.

»Nun, gut,« fuhr die Katze fort, »nicht wahr ein Hund knurrt, wenn er böse ist, und wedelt mit dem Schwanze, wenn er sich freut. Ich hingegen knurre, wenn ich mich freue, und wedle mit dem Schwanze, wenn ich ärgerlich bin. Daher bin ich toll.«

»Ich nenne es spinnen, nicht knurren,« sagte Alice.

»Nenne es, wie du willst,« sagte die Katze. »Spielst du heut Croquet mit der Königin?«

»Ich möchte es sehr gern,« sagte Alice, »Aber ich bin noch nicht eingeladen worden.«

»Du wirst mich dort sehen,« sagte die Katze und verschwand.

Alice wunderte sich nicht sehr darüber; sie war so daran gewöhnt, daß sonderbare Dinge geschahen. Während sie noch nach der Stelle hinsah, wo die Katze gesessen hatte, erschien sie plötzlich wieder.

»Uebrigens, was ist aus dem Jungen geworden?« sagte die Katze. »Ich hätte beinah vergessen zu fragen.«

»Er ist ein Ferkel geworden,« antwortete Alice sehr ruhig, gerade wie wenn die Katze auf gewöhnliche Weise zurückgekommen wäre.

»Das dachte ich wohl,« sagte die Katze und verschwand wieder.

Wie sie so sprach, blickte sie auf, und da saß die Katze wieder auf einem Baumzweige. »Sagtest du Ferkel oder Fächer?« fragte sie. »Ich sagte Ferkel,« antwortete Alice, »und es wäre mir sehr lieb, wenn du nicht immer so schnell erscheinen und verschwinden wolltest: du machst Einen ganz schwindlig.«

»Schon gut,« sagte die Katze, und diesmal verschwand sie ganz langsam, wobei sie mit der Schwanzspitze anfing und mit dem Grinsen aufhörte, das noch einige Zeit sichtbar blieb, nachdem das Uebrige verschwunden war.

»Oho, ich habe oft eine Katze ohne Grinsen gesehen,« dachte Alice, »Aber ein Grinsen ohne Katze! so etwas Merkwürdiges habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen!«

4

Die Cheshire-Katze, der König und der Henker philosophieren darüber, ob man einen Kopf ohne Körper abschlagen kann. (Kapitel VIII: Das Krocketfeld der Königin)

Alice fing an sich sehr unbehaglich zu fühlen, sie hatte zwar noch keinen Streit mit der Königin gehabt, aber sie wußte, daß sie keinen Augenblick sicher davor war, »und was,« dachte sie, »würde dann aus mir werden? die Leute hier scheinen schrecklich gern zu köpfen; es ist das größte Wunder, daß überhaupt noch welche am Leben geblieben sind!« Sie sah sich nach einem Ausgange um und überlegte, ob sie sich wohl ohne gesehen zu werden, fortschleichen könne, als sie eine merkwürdige Erscheinung in der Luft wahrnahm: sie schien ihr zuerst ganz räthselhaft, aber nachdem sie sie ein Paar Minuten beobachtet hatte, erkannte sie, daß es ein Grinsen war, und sagte bei sich: »Es ist die Grinse-Katze; jetzt werde ich Jemand haben, mit dem ich sprechen kann.«

»Wie geht es dir?« sagte die Katze, sobald Mund genug da war, um damit zu sprechen.

Alice wartete, bis die Augen erschienen, und nickte ihr zu. »Es nützt nichts mit ihr zu reden,« dachte sie, »bis ihre Ohren gekommen sind, oder wenigstens eins.« Den nächsten Augenblick erschien der ganze Kopf; da setzte Alice ihren Flamingo nieder und fing ihren Bericht von dem Spiele an, sehr froh, daß sie Jemand zum Zuhören hatte. Die Katze schien zu glauben, daß jetzt genug von ihr sichtbar sei, und es erschien weiter nichts.

»Ich glaube, sie spielen gar nicht gerecht,« fing Alice in etwas klagendem Tone an, »und sie zanken sich Alle so entsetzlich, daß man sein eigenes Wort nicht hören kann – und dann haben sie gar keine Spielregeln, wenigstens wenn sie welche haben, so beobachtet sie Niemand – und du hast keine Idee, wie es Einen verwirrt, daß alle Croquet-Sachen lebendig sind; zum Beispiel da ist der Bogen, durch den ich das nächste Mal spielen muß, und geht am andern Ende des Grasplatzes spazieren – und ich hätte den Igel der Königin noch eben treffen können, nur daß er fortrannte, als er meinen kommen sah!«

»Wie gefällt dir die Königin?« fragte die Katze leise.

»Ganz und gar nicht,« sagte Alice, »sie hat so sehr viel –« da bemerkte sie eben, daß die Königin dicht hinter ihr war und zuhörte, also setzte sie hinzu: »Aussicht zu gewinnen, daß es kaum der Mühe werth ist, das Spiel auszuspielen.«

Die Königin lächelte und ging weiter.

»Mit wem redest du da?« sagte der König, indemer an Alice herantrat und mit großer Neugierde den Katzenkopf ansah.

»Es ist einer meiner Freunde – ein Grinse-Kater,« sagte Alice; »erlauben Eure Majestät, daß ich ihn Ihnen vorstelle.«

»Sein Aussehen gefällt mir gar nicht,« sagte der König; »er mag mir jedoch die Hand küssen, wenn er will.«

»O, lieber nicht!« versetzte der Kater.

»Sei nicht so impertinent,« sagte der König, »und sieh mich nicht so an!« Er stellte sich hinter Alice, als er dies sagte.

»Der Kater sieht den König an, der König sieht den Kater an,« sagte Alice, »das habe ich irgendwo gelesen, ich weiß nur nicht mehr wo.«

»Fort muß er,« sagte der König sehr entschieden, und rief der Königin zu, die gerade vorbeiging: »Meine Liebe! ich wollte, du ließest diesen Kater fortschaffen!«

Die Königin kannte nur eine Art, alle Schwierigkeiten, große und kleine, zu beseitigen. »Schlagt ihm den Kopf ab!« sagte sie, ohne sich einmal umzusehen.

»Ich werde den Henker selbst holen,« sagte der König eifrig und eilte fort.

Als Alice zum Cheshire-Kater zurück kam, war sie sehr erstaunt, einen großen Auflauf um ihn versammelt zu sehen: es fand ein großer Wortwechsel statt zwischen dem Henker, dem Könige und der Königin, welche alle drei zugleich sprachen, während die Uebrigen ganz still waren und sehr ängstlich aussahen.

Sobald Alice erschien, wurde sie von allen dreien aufgefordert, den streitigen Punkt zu entscheiden, und sie wiederholten ihr ihre Beweisgründe, obgleich, da alle zugleich sprachen, man kaum verstehen konnte, was jeder Einzelne sagte.

Der Henker behauptete, daß man keinen Kopf abschneiden könne, wo kein Körper sei, von dem man ihn abschneiden könne; daß er so etwas noch nie gethan habe, und jetzt über die Jahre hinaus sei, wo man etwas Neues lerne.

Der König behauptete, daß Alles, was einen Kopf habe, geköpft werden könne, und daß man nicht so viel Unsinn schwatzen solle.

Die Königin behauptete, daß wenn nicht in weniger als keiner Frist etwas geschehe, sie die ganze Gesellschaft würde köpfen lassen. (Diese letztere Bemerkung hatte der Versammlung ein so ernstes und ängstliches Aussehen gegeben.)

Alice wußte nichts Besseres zu sagen als: »Er gehört der Herzogin, es wäre am besten sie zu fragen.«

»Sie ist im Gefängnis,« sagte die Königin zum Henker, »hole sie her.« Und der Henker lief davon wie ein Pfeil.

Da wurde der Kopf des Katers undeutlicher und undeutlicher; und gerade in dem Augenblick, als der Henker mit der Herzogin zurück kam, verschwand er gänzlich; der König und der Henker liefen ganz wild umher, ihn zu suchen, während die übrige Gesellschaft zum Spiele zurückging.

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